Der Schmiedbalthes oder Der Schmied von Kochel

Chamer Episode,

oder Pfarrer Florian Sigmund von Miller auf Altammerthal und Fronhofen (1668 - ?)



Anfang Dezember 1705 verläßt Pfarrer von Miller mit seinem Diener Hans Hugler Oberviechtach. Ihr Weg führt sie über Schönthal und Neukirchen beim hl. Blut nach Vilshofen. In dem von Aufständischen gehaltenen Ort trifft sich von Miller mit Christoph Albrecht, dem Leutnant der Oberviechtacher Landfahnen, und mit dem Baron von Thumb. Hier, beim "St. Eindlwirt" in Vilshofen, reift in den Tagen um den 6. und 7. Dezember 1705 unter den drei Verschwörern der Plan, die Stadt Cham zu besetzen und damit den ersten Schritt für die vollständige Befreiung der Oberpfalz von der kaiserlich-österreichischen Besatzung zu tun.

Hilfe erhoffen sich die Oberpfälzer Verschwörer von den Aufständischen im besetzten Braunau. Ein Bote, dem bald darauf von Thumb nachreist, soll die Verbindung aufnehmen und um Unterstützung bitten. Von Miller, sein Diener Hugler und Chrostph Albrecht brechen am 11. Dezember auf, um im Bayerischen Wald Gleichgesinnte für ihren Aufstand gegen die kaiserliche Besatzung zu werben. Sie reiten über Niederalteich nach Viechtach. Ein erstes Angebot des kaiserlichen Obristen zur friedlichen Übergabe der Stadt wird von den Rebellen abgelehnt. In der Nacht zum 15. Januar läßt d' Arnan seine Kanonen 200 Schritte vor der Stadt auffahren. Diese Drohgebärde zeigt bei den Rebellen in der Stadt Wirkung.

Ihre zu d' Arnan gesandten Kommissionäre vereinbaren mit dem Oberst der Kaiserlichen in einem schriftlich ausgefertigten "Akkord", daß sie bis 12 Uhr des nächsten Tages freien Abzug aus der Stadt haben.

In der Nacht vor dem Ablauf des Ultimatums versuchen etwa 100 Aufständische, die diese milden Übergabebedingungen für Täuschung halten, aus Cham zu entweichen. Vor den Mauern der Stadt geraten sie in Hände der Freischärler Franz von Aschenbergs und werden von ihnen erbarmungslos niedergemacht. Daraufhin dringen von Aschenberg und seine Männer über den vereisten Regen zu Fuß in die Stadt ein. Die Rebellen, die alles mitangesehen haben und nun furchterfüllt versuchen, sich in den letzten Winkeln der Stadt zu verstecken, werden aufgespürt und zu den Toren hinausgetrieben. Dort fallen sie den Husaren d' Arnans in die Hände und werden, wie zuvor ihre Gefährten, auch von den regulären Soldaten ohne Gnade getötet.

Die Anführer der Aufständischen verbleiben in der Stadt. Von Aschenbergs Männer nehmen sie gefangen und übergeben sie d' Arnan, als er als Befreier Chams in die Stadt einzieht. Unter ihnen befindet sich auch Florian Sigmund Maximilian von Miller, den sein Gichtleiden daran gehindert hat, die Stadt vor Ablauf des Ultimatums zu verlassen. Gefesselt und auf zwei Freischärler von Aschenberg gestützt, wird er d' Arnan übergeben. Nach der Übergabe wird der selbsternannte kurfürstliche Brigadier und Führer der Rebellen von Miller zusammen mit seinem Unterkommandanten Schmidt durch Oberst d' Arnan verhört.

Bald nach dem Fall Chams bringt man von Miller und die übrigen Anführer der Aufständischen nach Straubing, das zu dieser Zeit als Sitz der kaiserlichen Administration in Niederbayern dem Statthalter Johann Friedrich Graf von Aufsess untersteht. Wie seine Gefährten dürfte er dort für kurze Zeit in der Fronfeste eingesperrt gewesen sein. Der Vizedom von Straubing Graf von Aufsess erhält nach der Überstellung der Gefangenen den Auftrag, den Prozeß gegen von Miller von kaiserlicher Seite aus vorzubereiten.

Im Verlauf der Prozeßvorbereitungen kommt es zu Streitigkeiten zwischen der kaiserlichen Administration und der Geistlichkeit, vertreten durch das Ordinariat des Hochstifts Regensburg. Es fordert, daß der Oberviechtacher Pfarrer vor ein von Geistlichen dominiertes Gericht gestellt werde und beabsichtigt damit, den Gefangenen der vollen Strenge eines rein weltlichen Strafgerichts zu entziehen, das auch die Folter und die Todesstrafe mit einschloß.

Am 10. März 1706 bittet das Konsistorium in Regensburg die kaiserliche Administration, ihm den Gefangenen zu überantworten. Der Bitte wird umgehend entsprochen. Am 12. März 1706 wird der in Cham gefangengenommene und nach Straubing überstellte Führer der Oberpfälzer Rebellen von dort mit einem Fuhrwerk nach Wörth bei Regensburg gebracht. Sechs Mann Geleitschutz eskortieren den Gefangenentransport, der vom Gerichtsschreiber zu Wörth, Franz Felix Haider, für vier Gulden Fuhrlohn und Rittgeld durchgeführt wurde. Im Schloß zu Wörth, das dem Hochstift Regensburg schon seit längerem als Gefängnis diente, tritt von Miller am selben Tag, den 12. März 1706, seine "Untersuchungshaft" an.

Am Beginn seiner Haft ist der verhaftete Rebellenführer nur provisorisch im Wörther Schloß untergebracht. Schon bald aber werden ihm, wohl mit Rücksicht auf seinen geistlichen Stand und seine adelige Abkunft, bequemere und vor allem beheizbare Räumlichkeiten zugewiesen. Er bezieht die Ritterstube im 3. Stock des großen Wörther Schloß Turmes, die ihm ab Frühjahr 1706 als Gefängnisraum und Behausung dient.

Bevor von Miller aber in den Schloßturm übersiedeln kann, werden die ihm neu angewiesenen Räumlichkeiten von ansässigen,, namentlich aufgeführten Handwerkern gründlich überholt. Über mehrere Läge hinweg werden im Frühjahr 1706 die Wände getüncht, das eiserne Bettgestell und alle Schlösser erneuert, der Ofen wird überholt, so daß man ihn beheizen kann. Auch die Türen und Fenster werden erneuert, an letztere bringt man Eisengitter an. Insgesamt schlagen für diese Renovierungsmaßnahmen 94 Gulden, 14 Kreuzer und 3 1/2 Heller zu Buche. Die Herrschaft von Wörth schien sich also auf eine länger währende Haft ihres Gefangenen einzurichten.

Zu dieser Zeit ist der Prozeß gegen den ehemaligen Oberviechtacher Pfarrer noch nicht in vollem Gange. Nach ersten Befragungen beginnen die eigentlichen Untersuchungen im Mai 1706. Die kaiserliche Administration von Bayern in München stellt als Beisitzer in den Verhören den Dekan von Nabburg Georg Strassmaier und den Pfarrer von Bergham Anton Felix Meier ab, die die Verantwortlichen in München für loyal ergeben halten. Die Verhöre schleppen sich dahin, sie ergeben wenig Neues zur Schuldfrage des gefangenen Rebellenführers, und die Inquisitoren befürchten, daß ihnen von Miller auf die entscheidenden Fragen die Antwort schuldig bleiben wird.

Ende September 1706 werden mehrfach Klagen über die Kosten für die Gefangenschaft von Millers von Seiten des Hochstifts laut. Am Ende des Jahres 1706 verschwindet auch noch ein Teil der Akten, die in den Verhören mitgeschrieben wurden und nach Wien übersandt werden sollten. Beide Seiten, der kaiserliche Hof in Wien und das Konsistorium in Regensburg, drängen nun auf einen raschen Abschluß des Prozesses ... bis heute?



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