Der Schmiedbalthes oder Der Schmied von Kochel

Aidenbach - Das bittere Ende



Die Schreckenskunde von dem unglücklichen Ausgang der Erhebung der Oberlandler verbreitete sich rasch unter den Aufständischen des Unterlandes.

Noch waren die drei Festungen Schärding, Braunau und Burghausen in ihrer Hand, und bei straffer Führung von einem Kopfe aus wäre auch jetzt wohl noch eine Wendung möglich gewesen. Doch auch in dieser bedrohlichen Lage war keine Einigkeit unter den örtlichen Unterführern. Plinganser hatte sich den ganzen Sommer und Herbst über unablässig bemüht, daß sich die Kampftruppen von einer Stelle aus lenken lassen sollten: Warten oder Handeln auf Befehl!

Aber immer wieder kamen Eigenmächtigkeiten vor, die Blut kosteten, Verärgerung schufen und wenig nützten. Im Dezember 1705 scheint in Plinganser die Hoffnung gesunken zu sein, daß ein Generalaufstand von Burghausen bis Schärding noch zuwege käme. Auf der einen Seite Zauderer, auf anderen Seite Hitzköpfe und Dickschädel. Wie sollte da Gemeinsames gelingen?

Vom Dezember weg spürt man Plinganser immer weniger im Getriebe des Aufstandes. Er scheint von dem Gedanken der Aussichtslosigkeit befallen zu sein. Die Entwicklung der Ereignisse hat ihm auch recht gegeben. Am 28. Dezember konnten die Bayern Vilshofen gegen den Druck des Obersten d'Argnan nicht mehr halten. Die Verteidiger König, Ertl und Inzinger mußten am 29. Dezember die Stadt aufgeben.

In jenen Tagen erfuhr Plinganser, der Braunau befehligte, daß General Kriechbaum den Befehl habe, von München aus über Mühldorf, Ötting, Eggenfelden gegen Vilshofen durchzustoßen, damit er sich mit Oberst d'Argnan vereinige. Und dann sollte mit verstärkter Kraft im Unterland aufgeräumt werden. Plinganser wußte auch, daß Kriechbaum tatsächlich am 2. Januar 1706 von München aufgebrochen war. Also galt es, die Vereinigung der beiden feindlichen Heere zu verhindern. Er bat dringend den Oberkommandierenden der Landesverteidiger, den General Ocford, doch Befehle an Freiherrn von Prielmayr in Burghausen zu erlassen, daß er sich in Richtung Aidenbach in Marsch setze, wo an die 7 000 Bauern standen. Aber Prielmayr blieb untätig in Burghausen sitzen. Er legte sogar das Kommando nieder. Als Plinganser nach diesem Schlag Ocford selbst bat, doch nach Aidenbach zu reiten und dort die zu erwartende Schlacht zu leiten, erklärte dieser: "Ich habe zwar Soldaten kommandieren gelernt, aber nicht Bauern und ich lasse mich eher massakrieren, als daß ich mit diesen Bauern gegen Kriechbaum kämpfe."

Gerade die zwei Herren Prielmayr und Ocford, die sich am Tisch als Vermittler aufspielten und denen man dann die zivile und militärische Leitung in die Hände gelegt hatte, gerade diese zwei Herren versagten in den Tagen der Bedrängnis. Sie ließen die Bauern im Stich. Plinganser bat nun von Braunau aus seine Freunde Meindl und Jelli, die Schärding befehligten, doch schnellsten nach Aidenbach zu ziehen, um denen dort beizustehen. Diese Getreuen brachen denn auch sofort mit 4 000 Innviertler Bauern auf. Das Rottal überquerend, hofften sie noch zur Hilfestellung zeitig zu kommen.

Zu spät! Denn als sie am Abend des 8. Januar in Griesbach waren, erfuhren sie von der Niederlage ihrer Freunde. So stand Hauptmann Hofmann mit 8 000 Mann am 7. Januar bei Aidenbach, ohne Hoffnung auf Verstärkung. Mittlerweile war Kriechbaum am 6. Januar bis nach Eggenfelden gekommen. Wohl wußte er um sein Ziel sich in Vilshofen mit d'Argnan zu vereinigen. Ungenaues wußte er auch von einem Bauernhaufen, der nordöstlich von Pfarrkirchen stehen sollte.

Ob es nun geschichtlich wahr ist, daß der Gerichtsschreiber Johann Wallner dem General Kriechbaum gegen Geld Stellung und Stärke der Bauern verraten hat, kann nicht einwandfrei bewiesen werden. Jedenfalls erhielt Kriechbaum über zwei militärisch sehr wichtige Fragen rechtzeitig Klarheit, ob nun von seinen Kundschaftern oder von Wallner: Erstens, daß er Zahl und Kampfgelände seines Gegners nun wußte. zweitens, daß er von der möglichen Verstärkung erfuhr, die Hofmann von Schärding her erwartete. Folgerichtig beschloß er in größter Eile die Schlacht herbeizuführen, ehe Meindl und Jelli eintreffen konnten.

Sofort ließ er satteln und zog von Eggenfelden über Schönau nach Dummeldorf im Sulzbachtal. Dort nächtigte er. Am zeitigen Morgen des 8. Januar ließ er nach Schloß Haidenburg aufbrechen. Um sieben Uhr war er dort, ordnete seine Reiter und Feldgeschütze und rückte dann durch den Haidenburger Forst im Schöfbachtal gegen Aidenbach vor. Um acht Uhr hatten die beiden Kampfgruppen Stellung bezogen. Um zehn Uhr ritten die Husaren die erste Attacke, die ihnen nichts als Wunden einbrachte. Von den Flanken her versuchte Kriechbaum die Front der Bauern, die den Bachübergang verteidigten, aufzurollen.

Aber da polterten aus Gehörten von Karling und Heft die Bauern hervor, und von den Waldhängen herab stürmten sie wie gereizte Hornissen. Die Glocken von Aidenbach, Beutelsbach und Frauentötling schrien in den Waffenlärm hinein und die Dachglocken der Höfe riefen aufgeregt dazwischen. Die ersten Höfe, die von Karling und Heft, brannten bereits. 8 000 Bauern standen um diese Stunde auf dem Schlachtfeld zwischen Vils und Rott, ganz allein und auf sich gestellt, um für Lieber bairisch sterben ... Heimat und Freiheit zu streiten. 8 000 Bauern, wortlos, stumm, aber treu und verbissen bis zum Säbelhieb des Pandurenreiters auf den helmlosen Bauernschädel. Und von den 8 000 fallen zwischen zehn Uhr morgens und vier Uhr nachmittags an die 4 000. Es muß ein grausiger Weg gewesen sein, der Weg des Totentanzes von Schöfbach über Karlng, Aidenbach, Heft, den Handlberg hinauf und über den Kleeberg herüber zum Oberdobler.

Beim Resch im Dobl sammeln sich die Letzten. Aus den Dachluken schießen der Resch und seine Buben, während die Firste schon brennen und die Glocke des Haustürmleins vom Dache fällt. Die Panduren werfen Feuer in die Scheunen. Noch immer schießt der Vater mit den zwei Söhnen. Bis der First niederstürzt und die Helden begräbt. Die Nacht sinkt nieder. Es beginnt zu schneien. Die Flocken fallen auf 4 000 Tote niederbayrische Bauern.

Mit der verlorenen Schlacht am Erharditag 1706 bei Aidenbach war die bayerische Aufstandsbewegung zusammengestürzt.



Zurück zu Geschichtliches






Kontakt             AGB       Impressum       © by Werner Dachs       Webdesign Werner Dachs